ALLE kennen ihn. Er ist Andritzer Urgestein und wahrscheinlich der Grazer schlechthin: Edi Schmeisser. Wo er hinkommt, erhellen sich die Gesichter der Menschen und ebnen dem Mann den Weg. – Die Barrieren im Kopf fallen.
Natürlich hat er Ecken und Kanten; die hat ihm das Leben beschert, aber sie machen ihn liebenswert und attraktiv. Edi Schmeisser beeindruckt, weil er zu sich steht. Er ist, wie er ist: authentisch in jeder Sekunde seines Lebens. – Ob beim Rugby, beim Chillen an seinem Lieblingsplatz, in der Straßenbahn oder wenn ihm ein bekanntes Gesicht über den Weg läuft. – Das passiert etwa alle zehn Meter. Edi trägt die Kraft eines Vulkanes in sich. Er lebt, er genießt, er hat Herz und er ist kompromisslos: „Ich möcht’ mit keinem Menschen auf der Welt tauschen“, sagt der 50-Jährige. „Weniger ist mehr im Leben. Die Menschheit glaubt, sie müsse etwas tun, um zufrieden zu sein; zerbricht am Müssen und tut nix. Denn in Wahrheit müssen wir nichts und brauchen nichts – außer der Ehrlichkeit zu uns selbst, um zufrieden zu sein.“
Weise Worte eines Mannes, der nicht nur beim Rollstuhl-Rugby harte Schläge einstecken musste. Mit 16 verunglückte er mit dem Kleinmotorrad – von einem Autofahrer abgeschossen. Seine Schwester starb bei dem Unfall. Aber Edi war schon immer ein Kämpfer und sein Lebensgeist unbesiegbar; auch im Krankenbett der Rehaklinik in Tobelbad, in der er nach dem Unfall viele Monate verbrachte. Edi ist dem Rehazentrum bis heute eng verbunden geblieben und arbeitet in seiner Freizeit als „Aktivierungstherapeut“, wie er es nennt. Und er erlernte trotz Querschnittlähmung einen Beruf und wurde Bankangestellter – natürlich in seinem Heimatbezirk Andritz, wo er sich bis heute für die Anliegen der Menschen mit Behinderung einsetzt. „Nicht schimpfen – kons-truktives Miteinander“ lautet seine Devise. „Wir sind die Gallier von Graz!“, sagt Edi voller Stolz. „Ich rate jedem Rollstuhlfahrer, er soll nach Andritz ziehen. Wir sind ein Vorzeigebezirk und haben sogar unseren eigenen Hauptplatz!“ – Für den mussten die Andritzer im Grazer Stadtsenat eine Anfrage einbringen, damit dieser als solcher bezeichnet werden durfte. „Was normalerweise nicht geht, geht in Andritz“, lacht Edi und sitzt vor einer Pizzeria mit knallroter Fassade.
Von hier aus hat er alles im Blick. „Hallo Edi, wie geht’s dir?“, fragt wieder eine Frau im Vorbeigehen. Es ist die Mitarbeiterin aus dem Sky-Reisebüro ums Eck und als sie in den Hauseingang verschwindet, hört Edi noch leise die Worte ihres 12-jährigen Sohnes: „Mama! Der ist ja ein cooler Typ.“ – Ja, das ist er.
"Graz für ALLE!" ... UNSER TIPP
Refreshing: Edis coolster Platz in der Grazer Altstadt ist die Erfrischungszone am Fuße des Schlossberges. Dort, wo der Stollen in das Innere des Berges führt, weht kühler Wind: „Je nach Lähmungshöhe können Rollstuhlfahrer nicht schwitzen und der Platz beim Eingang zum barrierefreien Schlossberglift in der Sackstraße ist für uns lebenswichtig cool!"
Cover-Shooting von "Graz für ALLE!" – Mit Edi Schmeisser, Brigitte Rubisch, Susanna, Lisa und Lena Greifoner. Copyright: Harry Schiffer
Segeln, Surfen, Kajak fahren: Es gibt kaum eine Wassersportart, die Nikolaus Gogg auslässt. Vor einigen Monaten war er tauchen. Nicht außergewöhnlich, oder? In diesem Fall doch, denn Nikolaus ist Diabetiker. Die Diagnose „Typ 1 Diabetes“ vor zwei Jahren war ein Schock: „Ich musste mein Leben von einem Tag auf den anderen umstellen. Ich hatte keine Ahnung von Broteinheiten, GLYX-Faktor und Insulin spritzen“, sagt der 42-Jährige Unternehmer und ausgebildete Berufspilot, der selten ein Gramm zuviel wog und stets auf ausgewogene Ernährung achtete.
Unterzucker kann schlimme Folgen haben, ein Zuviel an Zucker schädigt den Organismus. Die Ursache für den Ausbruch der Krankheit war ein Virus: „Der Körper hat versucht, die Viren zu zerstören und schädigte dabei auch die Zellen, die für die Insulinproduktion verantwortlich sind. Eine Autoimmunerkrankung, für die ein beherdeter Zahn ausschlaggebend gewesen sein könnte“, erklärt der 42-Jährige.
Seither achtet Nikolaus noch mehr auf bewusstes Leben und Sport. Was gar nicht einfach ist, denn wer sich bewegt, verbraucht Zucker und diesen muss der Diabetiker seinem Körper rechtzeitig zuführen. Traubenzucker für den Notfall hat Nikolaus immer dabei. – Auch wenn der Grazer sein Kajak südlich von Graz in der Mur zu Wasser lässt und nach der Arbeit in den Sonnenuntergang paddelt.
Sein Wissen über die Wechselwirkung von Sport und Diabetes gibt Nikolaus Gogg auch an andere Betroffene weiter. Derzeit gründet er den Verein GLYX-Faktor: „Wer trotz Diabetes Sport machen möchte, muss wissen, wie hoch der Zuckerverbrauch bei der jeweiligen Sportart ist.“ Der GLYX-Faktor ist der Wert, wie lange Kohlenhydrate ins Blut brauchen. – Aber bei Nikolaus steht er eigentlich fürs Glück.
Wegbeschreibung zu den Auwiesen:
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Tipp: Bootsanlegeplatz in der Eichbachgasse