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  • Leben in Graz

    Graz hat INKLUSION

    Es ist schön, wenn sich Freunde treffen. Aber wenn sich Menschen treffen, die sich nicht kennen und einander so herzlich begegnen, als ob sie sich schon lange kennen würden, dann ist es wahrscheinlich Inklusion. – Zumindest ist es Graz.

    Markus ist ganz „heiß“ darauf, Genny auszuführen. – Nein, keine Frau. Genny ist ein Segway, auf dem Markus sitzen kann. Markus Pösendorfer arbeitet bei Georg Egger-Heilbehelfe und endlich ist der Tag, an dem die Weltneuheit in das Geschäft geliefert wird. „Ein Segway für Menschen mit und ohne Behinderung, für jung und alt leicht zu fahren – und das Beste ist: Die Genny macht Spaß!“, sagt Markus und macht sich auf den Weg, die Innenstadt zu erkunden, denn die urbane Weggefährtin soll künftig ALLEN Menschen für einen Stadtbummel zur Verfügung stehen.

     

    „Wir verleihen die Genny tageweise“, sagt Markus, legt die Hände auf den Lenker, lehnt sich nach vorne und schon geht’s los. So einfach, als hätte er in seinem Leben nichts anderes getan, als auf dem Gerät sitzend durch die Fußgängerzone zu fahren. Wo er und Genny auftauchen, tauchen auch die anderen Menschen aus ihren vielbeschäftigten Verhaltenswelten hervor und schauen – und reden. „Kann ich auch auf so etwas fahren?“, kommt eine ältere Dame mit einer Krücke auf Markus zu und noch bevor er antworten kann, fragt sie: „Und kann auch ein Rollstuhlfahrer damit fahren?“ Markus lacht und sagt: „Sicher, ich bin ja ein Rollstuhlfahrer!“ Die Dame ist beglückt und ruft ihre Freunde herbei. Markus findet sich plötzlich umringt von Menschen und Hunden.

    Eine Blindenführhunde-Trainingsaktion ist mitten in der Stadt im Gange. ALLE sind von Markus und Genny begeistert und fragen ihn, ob er nicht Lust hätte, sich in der Pause mit ihnen in ein Café zu gesellen. Edith Müller, die sich für die Anliegen der sehbeeinträchtigten Menschen einsetzt und selbst seit fünf Jahren immer mehr ihrer Sehkraft verliert, macht sich mit Markus bekannt. Auch Ann Linhart-Eicher vom Steiermärkischen Blinden- und Sehbehindertenverband ist mit von der Partie. – Erfrischend leicht und schnell kommen alle ins Gespräch und plötzlich ist es da: das Gefühl der Menschlichkeit und des Miteinaders. Reden, lachen, leben ... Ja, es ist Graz. Ja, es ist Inklusion.

    – Und die Genny gibt es zu mieten: bei Georg Egger unter 0316 / 71 51 68.



  • Fotos: Nicole Rubisch

  • Graz sucht Ideen für Barrierefreiheit

    Graz ist vorn dabei

    Graz ist  die erste Stadt Österreichs, die einen kommunalen Umsetzungsplan zur UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen erstellt.

    Graz fängt ja nicht bei Null an, was den Abbau von Barrieren betrifft, sondern nahm in den vergangenen Jahrzehnten stets eine Vorreiterrolle ein. Bereits 1964 gab es in Graz einen Gemeinderatsbeschluss für barrierefreie Wohnungen. Seither gab es Beschlüsse wie die Salamanca-Erklärung oder die Erklärung von Graz, durch die die Stadt Graz den Abbau von Barrieren vorantrieb. Bei der Entwicklung eines Maßnahmenpakets zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention ist Graz auf Betreiben von Sozialstadträtin und Bürgermeisterstellvertreterin Martina Schröck jetzt ganz vorne dabei und die steirische Landeshauptstadt ist österreichweit  die erste Kommune, die den Bereich offensiv angeht. Der Umsetzungsplan soll dazu beitragen, dass die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung umgesetzt wird.

    BürgerInnenbeteiligung erwünscht

    Die Mitglieder des Beirates der Stadt Graz für Menschen mit Behinderung und alle Betroffenen sollen zusammen mit PolitikerInnen und den Organen der Stadt den Umsetzungsplan erarbeiten. Darüber hinaus forciert Bürgermeisterstellvertreterin Schröck auch eine Beteiligung der Bevölkerung: „Uns ist wichtig, dass der Umsetzungsplan nah am Leben der Menschen ist und damit auch gut angenommen wird. Daher laden wir auch die BürgerInnen der Stadt Graz herzlich ein, mitzuarbeiten bei der Frage: 'Welche Barrieren bestehen in meinem Umfeld und wie könnten diese abgebaut werden?'“

    Sie wollen mitmachen? Schicken Sie Vorschläge an: Beauftragtenstelle für Menschen mit Behinderung, Herrn Wolfgang Palle, Theodor-Körner-Straße 65, 8010 Graz

    E-Mail: behindertenbeauftragter.graz@gmx.at

    Ideen und Vorschläge sind bis zum 15. September 2014 einzubringen


  • Leben in Graz

    „Everybody is welcome!“

    Als Robert Koschier vor zehn Jahren den Verein Rosy gründete und begann, Partys für Homo- und Heterosexuelle zu organisieren, hätte er nicht gedacht, dass seine Botschaft für Akzeptanz so gut ankommen würde. Graz hatte wohl auf Roberts Unkonventionalität gewartet.

    Seit zehn Jahren gehen die elektrisierenden Events nach dem Motto „Everybody is welcome“ in der Postgarage über die Bühne: „Jeder und jede ist willkommen!“, betont Robert, der in der Steiermark einen gesellschaftlichen Trend zu mehr Vielfalt erkennt: „Die Gesellschaft ist offener geworden, aber ich würde mir wünschen, dass es noch viel, viel toleranter wird – nicht nur gegenüber Homosexuellen, sondern gegenüber ALLEN Menschen.“

    Auf das globale Geschehen wirft Robert einen kritischen Blick: „Die Entwicklung in den letzten Jahren ist nicht so rosig. Das Problem liegt auch an einer ungerechten Verteilung und an den Existenzsorgen vieler Menschen. Wenn die Leute ein bisschen besser leben könnten, hätten ALLE mehr Lebensqualität und die Toleranz und die Offenheit würden wachsen.“

    (Foto: Mariella Tadler)

    www.rosy.at