Da liegt sie mehr schläfrig denn aufreizend, schon von der Autobahn am Knoten West aus zu sehen. Ihren Busen werden wir heute besteigen. Was ich an Salzburg und seinem Umland so liebe, ist die Vielfalt. Auch das Berchtesgadenerland liegt ja quasi vor der Haustüre … Während meiner Fahrt male ich mir noch so manche Geschichte rund um die Hexe und ihre große Montgelas Nase aus und schon bin ich auch an meinem Ziel angekommen: in Bad Reichenhall.
Ein Auto parken wir an der Seilbahnstation des Predigtsuhls für den Rückweg, mit dem anderen fahren wir zum Wanderparkplatz Hallthurm. Von hier aus geht’s durch den Wald hinauf. An die tausend Höhenmeter stapfen wir Höhenmeter um Höhenmeter voran. Wie wunderbar, wenn man Freunde an seiner Seite hat und auch der Hund allergrößtes Vergnügen am großen Wanderrudel hat. – Was mich freut: Wir geben ein ziemliches Tempo beim Aufstieg vor und haben dennoch genug Puste, um uns bis zum Gipfel zu tratschen.

Vom Busen der Hex aus eröffnet sich ein gewaltiges Panorama. Eigentlich ist es ziemlich schade, dass sie schläft und im Gegensatz zu uns nicht das Panorama genießen kann. Den Grat entlang erwartet uns ein weiteres Highlight: die Steinerne Agnes. Was ist mit ihr geschehen, frage ich mich, als sich das Sonnenlicht in ihrem Haupt spiegelt. Viele Sagen ranken sich um die züchtige Sennerin, die sich lieber in Stein verwandelte, als ihre Seele dem Teufel zu verkaufen. Ich glaube, da war die schlafende Hex etwas freizügiger. Zu Stein wurden beide sowieso. Ãœberschreitung des Lattengebirges. „Ach ist das schön! Fast 50 Jahre habe ich werden müssen, um endlich mal ins Lattengebirge zu kommen“, sagt meine Freundin und betont, wie unglaublich stolz sie auf ihre Teeni-Kinder ist, die uns ebenfalls begleiten. „Ja“, sage ich, „waschechte Salzburger und die Kondition fürs Berggehen haben sie  wohl mit der Muttermilch aufgenommen“.